Was uns die Mega-Messe BAUMA über das Bauen der Zukunft verraten hat
Die großen Trends auf der weltgrößten Baumaschinenmesse BAUMA 2025 kamen kaum überraschend: Vernetzung, Autonomie, Elektrifizierung, Nachhaltigkeit. Aber was macht die Branche daraus? Was ist noch Vision, was heute schon konkreter USP? Wir waren live vor Ort und haben hier die Einschätzungen von CEOs, Produktverantwortlichen und Entwicklern zusammengestellt.
Ich erinnere mich noch, wie ich 1990 in den USA erstmals vor einem Bergbau-Truck stand. Schon die Reifen überragten mich um mindestens einen Kopf, vom Rest des Fahrzeugs ganz zu schweigen. Die Dimensionen sind seitdem nicht kleiner geworden – die Emissionen schon. Denn Nachhaltigkeit ist bei Bauunternehmen zu einem der Top-Kaufkriterien geworden. Entsprechend groß ist ihre Bedeutung als Fokusthema auf der weltgrößten Bau- und Baumaschinenmesse, der BAUMA in München.
Immer größer & stärker? Immer smarter & elektrischer!
Die Unternehmen verstehen Nachhaltigkeit als Treiber für technologische Innovation und Digitalisierung. Nicht nur bei Fahrzeugen, sondern etwa auch bei der Zementherstellung, die einen großen Hebel zur Emissionssenkung bietet: „Unsere Entwicklungsschritte helfen den Bauunternehmen heute schon, signifikant Zement einzusparen“, berichtet Gerhard Schmidt, CEO von Coatib, einem spezialisierten Hersteller von Industriebeschichtungen:
Was wir jetzt optimieren, davon profitieren auch unsere Nachfolgegenerationen“.
Gerhard Schmidt, CEO von Coatib
Elektrisch, vernetzt, intelligent – wie weit ist die Branche?
Ein weiteres Leitthema mit engem Bezug zur Nachhaltigkeit durchzieht die Branche: Baumaschinen werden elektrisch, vernetzt und intelligent. Maximilian Bischoff, Product Manager Utility Tunneling bei Herrenknecht Tunneling Systems, erläutert das am Beispiel von Rohrvortriebssystemen, die etwa beim Verlegen der Stromkabelstränge für die Südlink-Trasse eingesetzt werden:
Statt mit Dieselgeneratoren arbeiten die Systeme heute vollelektrisch und lokal emissionsfrei. Der Kunde kann sie je nach Verfügbarkeit ans Netz anschließen – oder die Superkondensatoren werden bei Unterschreiten eines definierten Ladezustandes schnell und effizient ausgetauscht.“
Maximilian Bischoff, Product Manager Utility Tunneling, Herrenknecht Tunneling Systems
Szenenwechsel auf das Außengelände der BAUMA. Hier stehen (oder besser gesagt: laufen) sie, die Kolosse: -zig Meter hohe Kräne, Riesenbagger, Liftanlagen und andere Großgeräte, die mit enormem Logistikaufwand eigens für die Messe hierhergeschafft wurden. Und während sich ein rundes Dutzend Besucher fürs Erinnerungsfoto in die Schaufel (!) des neuen Liebherr Mining-Baggers drängt, nimmt in luftiger Höhe schon der Operator Platz. Fotosession beendet, jetzt wird die Schaufel hoch über unsere Köpfe angehoben – gespeist von einem gigantischen Elektromotor. Und anders als bei Dieselantrieben versteht man tatsächlich noch sein eigenes Wort.
Auch bei Komatsu schätzt man die Themen Elektrifizierung und Digitalisierung als Game Changer ein. Der große Durchbruch stehe dabei noch bevor, veranschaulicht Tito Baldan, Senior General Manager Distribution für Komatsu Europe:
Elektrik, Elektronik und (künstliche) Intelligenz sind Gegenwart, eine Commodity aber werden sie erst in Zukunft. Derzeit loten viele Kunden noch aus, welche Use Cases ihnen welche konkreten Vorteile bringen. Meistens stehen zwei Aspekte im Fokus: die Automatisierung von Fahreraufgaben, um den Fachkräftemangel zu kontern – und die optimierte, energiesparende Fahrweise der Maschinen.“
Tito Baldan, Senior General Manager Distribution, Komatsu Europe
Arbeiten die mobilen Maschinen der Zukunft von allein?
Wie ein Summary der gesamten Branche wirkt die Einschätzung von Andreas Heinrich. Er verantwortet als Geschäftsführer das Händlergeschäft von Bell Equipment, einem großen südafrikanischen Hersteller mobiler Maschinen für Rohstoffgewinnung und Erdbau. Drei Kundenanforderungen stehen auch bei Bell im Vordergrund: autonome Funktionen, Elektrifizierung und Energieverbrauch.
Bei der Autonomie geht es den Kunden vor allem um die Optimierung des Betriebs. Das heißt nicht, dass wir den Menschen ersetzen – aber im Hinblick auf Produktivität, Langlebigkeit des Materials und Energieersparnis macht technische Intelligenz vieles besser und kann so den Fahrer effektiv unterstützen.“
Andreas Heinrich, Geschäftsführer, Bell Equipment
Und wie elektrisch ist der Bergbau der Zukunft? Die Antwort liegt für Heinrich in einem Sowohl-als-auch: „Mitentscheidend ist die Topografie. Elektrisch ist dort sinnvoll, wo Mining-Fahrzeuge mit schwerer Last bergab fahren, dabei rekuperieren und die Strecke bergauf ohne Last zurückzufahren. Aber wir werden auch in Zukunft konventionell betriebene Fahrzeuge sehen. Und damit auch weitere spannende Entwicklungen hin zu smart gesteuerten, energieeffizienten Antrieben.“
Autor
Bernhard Pluskwik
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