In der heutigen digitalen Ära haben sich die Regeln der Unternehmenskommunikation grundlegend verändert. Paid Social Media Kampagnen werden immer teurer und der Kampf um die Aufmerksamkeit der oft kleinen Zielgruppe wird immer schwieriger. Traditionelle Marketingstrategien stoßen an ihre Grenzen, während ein neues Phänomen die Bühne betritt: die Corporate Influencer. Diese faszinierenden Akteure sind Mitarbeiter, die als Botschafter ihres Unternehmens auftreten. Durch ihre Expertise und Persönlichkeit revolutionieren sie die Art und Weise, wie Unternehmen in der B2B-Branche mit ihrer Zielgruppe kommunizieren.
Sie nutzen ihre eigenen Profile und erweitern damit die Reichweite ihres Unternehmens. Zudem sind sie nicht an die strengen Corporate Communication Topics, Redaktionspläne und Richtlinien gebunden. Beispielswiese hat Magdalena Rogl, Diversity & Inclusion Lead bei Microsoft Germany mehr als 31.700 Follower auf LinkedIn und erreicht damit die deutsche Zielgruppe. Corporate Influencer bieten die Möglichkeit kostengünstig die Unternehmensreichweite zu steigern. Im Vergleich zu den Unternehmensbeiträgen handelt sich es sich hier nicht Hochglanz-Visuals oder aufwendige Texte, die mehrere Feedbackschleifen durchlaufen oder von Agenturen erstellt werden. Oft werden Selfies, Handyfotos oder kurze Handyvideos geteilt. Diese sind besonders authentisch und finden großen Anklang in der Zielgruppe. Gleichzeitig sind die Textbeiträge oft deutlich emotionaler und mit mehr Haltung bzw. Meinung versehen.
Aber wer oder was genau sind Corporate Influencer? Nun, sie sind die fachkundigen Visionäre, die in den Tiefen des Unternehmenslebens agieren. Sie sind diejenigen, die mit ihrer außergewöhnlichen Fachkenntnis und ihrem authentischen Charme das Vertrauen der Zielgruppe gewinnen. Doch welche Themen der Unternehmenskommunikation lassen sich besonders gut durch diese einflussreichen Persönlichkeiten verbreiten? Und wie tragen sie dazu bei, die ehrgeizigen Ziele eines Unternehmens in der B2B-Branche zu erreichen?
THOUGHT LEADER, KEY OPINION LEADER UND CORPORATE INFLUENCER. ALLES EIN UND DASSELBE?
Key Opinion Leader und Thought Leader KÖNNEN Corporate Influencer sein, müssen es aber nicht. Diese “Arten” von B2B-Influencern unterscheiden sich vor allem durch ihre Kommunikationsinhalte und Themen, die sie teilen.
Corporate Influencer ist in der Definition relativ neu. Martin Sturmer erklärt diesen Begriff 2015 folgendermaßen: „Mitarbeiter, die in ihren eigenen digitalen Kanälen Unternehmensthemen kommunizieren, um die Erreichung der betrieblichen Ziele zu unterstützen.“ Sie sind oft intrinsisch motiviert und sind dadurch besonders authentisch, sympathisch und glaubwürdig. Zudem bieten sie interessante Einblicke in die Unternehmenskultur und können vor allem das Unternehmensbild positiv beeinflussen.
Key Opinion Leader zeichnen sich vor allem durch ihr Fachwissen und das starke Netzwerk, sowie Ansehen in der Branche aus. Sie teilen vor allem Fachartikel, Produktupdates oder Produkttests. Ihre Meinung kann von entscheidendem Einfluss auf Kaufentscheidungen von potenziellen Kunden sein.
Thought Leader sind (meistens) starke, charismatische Führungspersönlichkeiten, die mit ihrer Haltung und ihrer Meinung die öffentliche Diskussion prägen oder sogar weitestgehend beeinflussen können. Oft sind Ihre Themen politischer oder innovativer Natur. Ihre Impulse sollen inspirieren, aber auch zum Nachdenken anregen.
KÖNNEN WIR DAS WIRKLICH SO POSTEN?
Es gibt viele Stakeholder im Unternehmen und alle möchten Ihre Kommunikations- und Marketingziele mit Hilfe der sozialen Medien erreichen. Doch Recruiting, Produktmarketing, Sales und viele weitere Abteilungen müssen sich um die guten Posting Pole Positions streiten – und die Plätze sind begrenzt. Auch strenge Kommunikationsrichtlinien und Social Media KPI Vorgaben können immer wieder auf die Bremse treten. Corporate Influencer bieten die Möglichkeiten einen weiteren Account, zusätzlich zu den schon vorhandenen Corporate Accounts, für die eigenen Themen zu nutzen – mit dem Vorteil, dass der Umgang mit strengen Corporate Identity Regeln gelockert werden kann
Doch welche Themen können vor allem durch Corporate Influencer promotet werden?
Glaubwürdigkeit & Authentizität
Themen, die sich ideal für Corporate Influencer in der B2B-Branche eignen, sind die Authentizität und Glaubwürdigkeit. Gerade in einer Branche, in der Vertrauen und Fachkenntnis entscheidend sind, können Corporate Influencer mit ihrer Expertise und ihrem Charisma einen enormen Einfluss haben. Plattformen wie LinkedIn und Twitter bieten den perfekten Rahmen für diese einzigartigen Botschafter, um ihre Gedanken zu teilen und in einen Dialog mit der Zielgruppe zu treten. Hier können sie über branchenspezifische Themen, aktuelle Entwicklungen und innovative Lösungen sprechen, um das Vertrauen der B2B-Kunden zu stärken.
Christian Klein, CEO von SAP gibt regelmäßig Einblicke in das Unternehmen. Er teilt Erfolge und lässt seine Follower an den strategischen und sozial-politischen Zielen von SAP teilhaben.
Internes Know-how und Mitarbeiterengagement
Doch Corporate Influencer sind nicht nur fachkundige Vertrauenspersonen, sondern auch Quellen des internen Know-hows und des Mitarbeiterengagements. Gerade in der B2B-Branche ist das Fachwissen der Mitarbeiter von unschätzbarem Wert. Corporate Influencer können durch regelmäßige Beiträge auf einem Unternehmensblog oder in Branchenpublikationen Einblicke in ihre Projekte, Herausforderungen und Erfolge gewähren und so das Vertrauen der Zielgruppe gewinnen. Diese Plattform ermöglicht es ihnen, ihre Fachkenntnisse zu demonstrieren und einen Mehrwert für die Leser zu schaffen. Zudem können Webinare genutzt werden, um Wissen , innovative Lösungen oder Produktneuheiten zu präsentieren und einen direkten Dialog mit der Zielgruppe zu führen. Gerade Produktmanager:innen, die tiefe Einblicke in die Produkte und die Branche haben, können auf LinkedIn den spannenden Entwicklungsalltag teilen .
Sander Rotmensen: Er ist der Fachexperte für 5G Themen und war daher beispielsweise auch Speaker auf der Hannovermesse 2023 oder tritt immer wieder in Videos der Siemens AG auf.
Innovation und Branchenentwicklung
Weitere fesselnde Themen, die von Corporate Influencern in der B2B-Branche erfolgreich verbreitet werden können, sind Innovation und Branchenentwicklung. Gerade in der sich ständig verändernden B2B-Branche können Corporate Influencer über aktuelle Trends, aufkommende Technologien und zukünftige Herausforderungen sprechen und das Unternehmen als führenden Experten positionieren. Doch wie können sie diese faszinierenden Themen am besten kommunizieren? Hier kommen die Welten der Videoinhalte ins Spiel. Plattformen wie YouTube und Vimeo bieten eine Bühne, auf der Corporate Influencer ihr Fachwissen in ansprechenden Formaten wie Vorträgen, Interviews oder virtuellen Produktpräsentationen näher bringen können. Durch ansprechende visuelle Inhalte können sie das Interesse der Zielgruppe wecken und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch hier kann der Corporate Influencer den Innovationsgeist und die Begeisterung für Zukunftsthemen des Unternehmens mit Enthusiasmus aufladen.
Markus Mehrheim, Gründer von Hooman Employer Marketing ist ein gern gesehener Gast bei OMR Webinaren. Er ist ein gutes Beispiel für einen Experten, der Innovation und Branchenwissen als Corporate Influencer Reichweiten-stark sein Unternehmen präsentiert.
Kundenbindung und Kundenservice
Darüber hinaus können Corporate Influencer in der B2B-Branche einen erheblichen Beitrag zur Kundenbindung und zum Kundenservice leisten. Indem sie ihre persönlichen Erfahrungen, Best Practices und Ratschläge teilen, werden sie zu vertrauenswürdigen Ansprechpartnern und können Kunden bei Fragen oder Problemen unterstützen. Social-Media-Plattformen wie LinkedIn und Twitter bieten den idealen Rahmen, um regelmäßige Updates, Fachartikel oder Diskussionen zu veröffentlichen. Durch eine direkte Interaktion mit der Zielgruppe können Corporate Influencer auf individuelle Bedürfnisse eingehen und den Kundenstamm festigen. Gerade Account Manager, die sich intensiv mit ihren Kunden auf LinkedIn vernetzen oder Produktupdates und -neuheiten teilen, können in ihrer kleinen Zielgruppe zum Gesicht des Unternehmens werden.
Boris Redlich von Shopware ist DAS Sales & Growth Aushängeschild für alle Shopware Kunden. Erteilt regelmäßig Produktupdates, gibt Webinare zu Produkt Features und nimmt regelmäßig an den Netzwerkveranstaltungen teil.
Unternehmenskultur und Employer Branding
Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit, die Unternehmenskultur und das Employer Branding durch die faszinierenden Geschichten der Corporate Influencer zu präsentieren. Gerade in der B2B-Branche, in der die Zusammenarbeit und das Vertrauen zwischen Unternehmen eine entscheidende Rolle spielen, ist es wichtig, die Mitarbeiter und die Unternehmenskultur authentisch zu zeigen. LinkedIn, TikTok, Instagram und Twitter bieten Plattformen, auf denen Corporate Influencer über Firmenveranstaltungen, Teamaktivitäten oder CSR-Projekte berichten können. Ziehl-Abegg hat den TikTok Trend angestoßen und nun zieht zum Beispiel auch die Würth Gruppe nach. Mit spaßigen Einblicken in den Unternehmensalltag sollen vor allem die Recruiting- und Employer-Branding-Ziele mehr in den Fokus rücken. Zudem können auch Gastauftritte in Podcasts genutzt werden, um längere Diskussionen, Interviews und Fachgespräche zu führen und so einen Einblick in die Unternehmenskultur zu geben.
Die Würth Gruppe zeigt sich lustig und nimmt sich selbst nicht zu ernst. Dabei tauchen immer die gleichen Gesichter auf. Sie werden dadurch zu Corporate Influencern und repräsentieren das Unternehmen.
WAS KANN DA NOCH SCHIEF GEHEN?
“Dafür hab ich jetzt keine Zeit!“ – Sätze, die man vor allem von Führungskräften hört. Social Media braucht Zeit, daher ist es umso wichtiger den Mitarbeitern, die eine Corporate Influencer Rolle inne haben Zeit im Tagesgeschäft zu gewähren, um qualitativ hochwertigen Content zu erstellen. Alternativ kann dem Mitarbeiter ein „Dritter“ zur Verfügung gestellt werden (in Form eines internen Mitarbeiters oder einer Agentur). Hier sollte nur regelmäßig die Tonalität geprüft werden, damit die Authentizität auch langfristig gewährleistet werden kann.
“Ach, das hat doch alles keinen Sinn.“ Ja, es kann mühsam sein. Ein Corporate Influencer wird man nicht über Nacht, in das Erfolgsrezept gehören zunächst Zeit und Spaß am Posten – mit einmal in der Woche etwas teilen ist es oft leider nicht getan. Zum erfolgreichen „influencen“ gehört Community Management, vernetzen, Bilder erstellen, texten und vor allem fleißig kommentieren bei anderen Influencern, Organisationen oder Unternehmen. Auch hier ist es eine Überlegung wert, das Community und Growth Management an Dritte auszulagern.
“Und was passiert, wenn der Mitarbeiter einmal geht?“ Dies ist wohl das häufigste Bedenken bei CMOs oder CHROs. Es wird Budget und Zeit in den Aufbau eines Corporate Influencers gesteckt und dann ist er auf einmal weg und nimmt die Reichweite mit. Daher ist es besonders entscheidend im Auswahlprozess das Augenmerk auf besonders treue, langjährige Mitarbeiter zu legen, die einen starken Bezug zum Unternehmen haben. Diese werden mit mehr Zeit für Social Media incentiviert. Gleichzeitig sollten diese besonders Reichweiten-starken Mitarbeiter eng mit Corporate Communication und Marketing vernetzt werden, damit sie immer die neusten Updates zum Unternehmen, Blogartikel oder Pressemitteilungen als Futter für ihre eigenen Kanäle bekommen. Dadurch werden die Corporate Inhalte präsenter und der Bezug zum Unternehmen wird klar. Durch diese zusätzlichen Impressionen können die Branding Ziele des Unternehmens zusätzlich verbessert werden.
LET’S DO IT!
Die Corporate Influencer sind zweifellos die neuen Stars am Kommunikationshimmel der B2B-Branche. Ihre Expertise, ihre Authentizität und ihre sympathische Persönlichkeit ermöglichen es Unternehmen, eine starke Verbindung zur Zielgruppe herzustellen und ehrgeizige Ziele zu erreichen. Unternehmen sollten ihre Corporate Influencer unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Stimme zu nutzen, um das Unternehmen erfolgreich zu repräsentieren.
Indem Unternehmen Corporate Influencer strategisch in ihre Kommunikationsstrategie integrieren und geeignete Marketingkanäle und Formate nutzen, können sie die Unternehmenskommunikation in der B2B-Branche auf ein neues Level heben. Es ist an der Zeit, die Corporate Influencer aus den Schatten zu holen, um Vertrauen in der Zielgruppe aufzubauen und Fachwissen zu teilen. Die Zukunft der B2B-Unternehmenskommunikation liegt in den Händen dieser Corporate Influencer.
Wollen Sie noch mehr zum Thema Influencer Management für B2B Unternehmen erfahren? Dann melden Sie sich noch heute für unseren B2B Creator‘s Talk am 20.7.2023 um 9: 00Uhr an!
Autorin
Marisa Dominguez
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